Eine lange Krankheit löst Angst und Ärger aus
Das Verhältnis war auf einem Tiefpunkt angekommen und auf beiden Seiten das Gefühl entstanden, entweder geht der eine oder die andere. Dann hat sich der Geschäftsführer entschlossen, eine Mediation ins Spiel zu bringen. Das erste Gespräch fand jeweils getrennt voneinander statt und beide sagten, dass sie völlig verschieden seien. Dass sie wenig Hoffnung hätten, es ließe sich etwas zum Besseren wenden, beide wollten eine Mediation aber auch nicht von vornherein ablehnen, wenn ihr Chef sie wünsche. Vier Mediationssitzungen später sahen die Dinge ganz anders aus. Worum ging es?
Wenige Wochen nachdem Laura in das Team von Markus kam, erkrankte sie an Krebs. Es dauerte lange, bis sie wieder zurückkehrte, erst stundenweise, dann halbtags. Sie erzählte Markus nichts von ihren Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, von ihrer Mühe, kognitive Aussetzer auszubügeln, die durch die starken Medikamente kamen. Sie hatte Angst, den Job zu verlieren, den sie so liebte und der ihr Halt in dieser schweren Zeit gab.
Und Markus ärgerte sich darüber, dass sie dieselben Fehler wieder und wieder machte. Er wurde schließlich an den Ergebnissen gemessen und musste allerhand ausbügeln. Mehr und mehr gewann er den Eindruck, dass Laura einfach nicht kritikfähig ist, wie soll man so jemanden führen? Das passte einfach nicht! So war eine Abwärtsspirale entstanden: Je mehr Markus Laura kritisierte, desto mehr Fehler machte sie. In den gemeinsamen Gesprächen haben sie mir dann ihre Sicht beschrieben und der andere hat zuhören müssen. Sie haben einen realistischen Plan aufgestellt, wie Laura ihren Job so machen kann, dass es für Markus passt und wie Markus mit ihr kommunizieren muss, damit Laura sich angstfrei geführt fühlt. Darüber, dass das klappte, waren sie am Ende selbst erstaunt und ich habe mich für sie gefreut, dass die Mediation erfolgreich war.