Was seitdem passiert ist…
Meine Grundausbildung zur Mediatorin ist nun vor einem Jahr abgeschlossen worden und ich bin von Köln wieder nach Österreich gezogen, um in Graz mein Studium der Psychologie weiterzuführen.
Die Ausbildung hat mir so manche Einsichten für mein eigenes Leben gebracht und auch wenn ich noch keine Gelegenheit hatte, das Gelernte im professionellen Rahmen anzubieten, konnte ich doch vieles für mein eigenes Konfliktverhalten mitnehmen.
Manchmal erscheint es mir, dass Reflexion für einen Moment sehr erleuchtend ist und dadurch eigene (auch destruktive) Verhaltensmuster verständlich werden, doch die Integration dessen ist der entscheidende Faktor, um auch langfristig und nachhaltig daraus zu lernen.
Ein jeder von uns hat von Zeit zu Zeit mit Konflikten zu kämpfen, ob im Privatleben mit den wichtigsten und uns am nächsten stehenden Personen, wie Eltern, Kindern, PartnerInnen oder FreundInnen, oder im beruflichen Bereich.
Da enge Verbindungen davon gekennzeichnet sind, dass wir unsere Masken ablegen dürfen, die wir uns über unsere Lebensspanne hinweg antrainiert haben und die wir im öffentlichen Raum aufsetzen, ist es sehr verständlich, dass wir uns bei Streitigkeiten mit uns nahestehenden Personen oftmals weniger zurücknehmen und öfter, als uns vielleicht lieb ist, hässlich zu einander werden. Unser Ego sprechen lassen, wütend und verletzend werden, anstatt uns zunächst darüber bewusst zu werden, was uns in der Situation getriggert hat und unseren unerfüllten Bedürfnissen auf den Grund gehen und diese klar und deutlich zu kommunizieren, anstatt nur zu reagieren.
Trotz meiner Ausbildung zur Mediatorin kann ich nicht behaupten, dass mein Konfliktverhalten im letzten Jahr so war, wie ich es mir wünschen würde, denn es ist ein langer Prozess, Dinge zu verlernen, die wir über Jahrzehnte hinweg gelernt haben, um als weniger verletzlich zu erscheinen. Was ich allerdings auf jeden Fall gelernt habe und mitgenommen habe, ist der Wunsch, wieder verletzlicher zu sein, mein Ego zur Seite zu schieben und authentisch zu sein. Denn darum geht es doch letztlich im Leben. Um wahre Gefühle und echte Verbindungen und darum, mutig und freundlich zu sein.